Lassen Sie Ihr Kind mit einer genauen Anweisung tief durchatmen: „Atme ruhig ein und aus; zähle langsam 30 Atemzüge …“
Schmerzreduktion bei Verbandswechsel EB
Schmerzen lindern durch persönliche Ablenkungsstrategien
Schmetterlingskinder leiden regelmäßig an akuten Schmerzen, die auch bei der Wundversorgung entstehen. Was Sie als Eltern unternehmen können, um die Schmerzen Ihres Kindes zu lindern, haben erfahrene Schmerzexperten des Deutschen Kinderschmerzzentrums an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln – Universität Witten/Herdecke in einer anschaulichen Broschüre zusammengestellt, die Sie hier herunterladen können. Die wichtigsten Tipps daraus haben wir hier für Sie zusammengestellt:
Kinder entwickeln oft Angst vor Schmerzen. So kann ein regelrechter Teufelskreislauf entstehen, bei dem sich Angst und Schmerz gegenseitig verstärken. An diesem Punkt können Eltern ansetzen, denn das Schmerzgefühl entsteht im Gehirn und lässt sich beeinflussen. So verstärken negative Gefühle wie Angst und Wut den Schmerz. Positive Gefühle wie zum Beispiel Entspannung und Freude können dagegen den Schmerz lindern. Der Schlüssel zu diesen positiven Erlebnissen ist Ablenkung. Eltern können ihrem Kind den Verbandswechsel erleichtern, indem sie Ablenkungsstrategien entwickeln, die auf ihr Kind zugeschnitten sind.
Hier erhalten Sie Tipps und Anregungen, wie Sie Ablenkungsideen entwickeln und was Ihr Kind tun kann, um Angst und Schmerzen zu überwinden.
Zugleich freuen wir uns, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen, wie Sie Ihr Kind bisher beim Verbandswechsel abgelenkt haben. Nehmen Sie hier mit uns Kontakt auf.
EB Facebook-Gruppe
In unserer Gruppe tauschen sich EB-Betroffene, Experten und EB-Angehörige miteinander aus.
Entwickeln Sie zusammen mit Ihrem Kind Ideen
- Überlegen und planen Sie Ablenkungsstrategien gemeinsam mit Ihrem Kind. Was würde es während des Verbandswechsels gerne hören, sehen oder spielen?
- Sammeln Sie Ihre Lieblingsideen auf einem Kärtchen.
- Ist Ihr Schmetterlingskind noch klein, dann beziehen Sie – sofern möglich – eine zweite Person mit ein, die dem Kind während der Wundversorgung seine volle Aufmerksamkeit widmet.
Ablenkungsideen
Spiele:
bei denen sich das Kind auf Umgebungsreize konzentrieren oder sich in eine andere Gedankenwelt begeben kann – zum Beispiel: „Ich sehe was, was Du nicht siehst …“ oder „Wie viele unterschiedliche Geräusche hörst du“? oder „Ich packe in meinen Koffer …“
Digitale Medien und Bücher:
Ansehen eines Filmes, Hören von Musik oder eines Hörbuchs, Lesen eines Comics.
Spaß und Humor:
Scherzen Sie mit Ihrem Kind oder erzählen Sie eine lustige Geschichte! Lachen setzt Glückshormone, so genannte Endorphine, frei, die Schmerzen lindern.
Fantasien und positive Vorstellungen:
Ob es sich nun um eine spannende Geschichte handelt, um Erinnerungen an schöne Erlebnisse oder um eine Reise als Held in eine Fantasiewelt – wenn die Gedanken auf Reise gehen, rückt der Schmerz in den Hintergrund.
Spiele in der Badewanne:
Das Lieblingsplastiktier oder selbstgebastelte Schiffe lenken hervorragend ab.
Hilfsstrategien bei Angst und Ablehnung
Nicht immer lässt sich das Kind durch vorbereitete Spiele und Ideen ablenken. Entwickeln Sie einen Notfallkoffer mit Hilfsstrategien für den Fall, dass bei Ihrem Kind Angst hochkommt und es den Verbandswechsel verweigert. Hier einige Anregungen.
Unterstützen Sie Ihr Kind emotional: Machen Sie Ihrem Kind während der Wundversorgung Mut: „Wir schaffen das gemeinsam“ oder „Du bist mutig wie …“.
Blickkontakt: Halten Sie Blickkontakt
Leiten Sie Ihr Kind an: „Wir machen das jetzt genau so, wie besprochen“.
Entwickeln Sie positive Perspektiven: „Was können wir Schönes nach dem Verbandswechsel unternehmen?“
Negativen Gefühlen vorbeugen: Atem- und Entspannungsübungen vor der Wundbehandlung können Angst und Anspannung vorbeugen.
Finden Sie einen positiven Abschluss: Was hat heute gut geklappt? Wofür können Sie Ihr Kind loben? Belohnen Sie sich und Ihr Kind mit etwas Schönem.
Tipps zur Ablenkung beim Verbandswechsel
Ihr Kind in den Verbandswechsel einbeziehen
Mithelfen und selbst entscheiden
Sie können Ihr Kind zudem ablenken, wenn Sie es in den Verbandswechsel mit einbeziehen. Vielen Kindern hilft besonders das Gefühl, die Kontrolle zu behalten. Wenn sie etwas selbst entscheiden können, können sie unangenehme Situation besser aushalten. Lassen Sie zum Beispiel Ihr Kind – im Rahmen des Möglichen und abhängig von seinem Alter – im Voraus selbst entscheiden, zu welchem Zeitpunkt der Verband gewechselt wird. Weitere Anregungen, um Ihr Kind abzulenken:
Mithilfe: Schon Kinder im Kindergartenalter können bei der Wundbehandlung unterstützen. Kinder mit Epidermolysis bullosa können zum Beispiel, wenn sie dies möchten, selbst die Blasen aufstechen und Verbandsmaterial anreichen, festhalten und anlegen.
Rollenspiel: Ihr Kind kann in die Rolle des Behandlers schlüpfen und üben, Verbände anzubringen und abzumachen. Dabei kann es auch schwierige Situationen üben – zum Beispiel Schmerzen und Angst bei dem Behandelten.
Ablaufplanung: Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, wie es sich beruhigen kann (es kann sich zum Beispiel gut zureden, einen „Gedankenstopp“ einsetzen).
Notfallkoffer: Trainieren Sie Bewältigungsstrategien für den Notfall, zum Beispiel: „Wenn ich plötzlich Angst bekomme, atme ich ganz tief und regelmäßig ein und aus und reise in meiner Fantasie zu einem Ort, an dem ich mich wohlfühle“.
Wie beziehe ich Kinder in den Verbandswechsel ein?
Bindet man Kinder mit der Schmetterlingskrankheit während des Verbandswechsels aktiv ein, gibt man Ihnen etwas Kontrolle über diese oft stressige und schmerzvolle Situation zurück. Mit einer Anleitung in kindgerechter Sprache können unter Umständen einzelne Schritte der Wundversorgung von dem betroffenen Kind selbst ausgeführt werden.
Entspannungsübungen für Ihr Kind
Mut machen:
Ältere Kinder können zudem lernen, sich selbst Mut zu machen und sich selbst abzulenken. Mit Entspannungsübungen und Gedankenspielen können Sie aktiv Angst und Schmerz bewältigen.
Einfache Muskelentspannung (PMR – Positive Muskel-Relaxation):
Nach dieser Methode werden einzelne Körperteile der Reihe nach stark angespannt und danach wieder entspannt. Anschließend kann Ihr Kind in Ruhe nachspüren, wie angenehm sich dies anfühlt.
Autogenes Training:
Ihr Kind unternimmt eine „Reise durch den Körper“. Dabei stellt es sich vor, wie alle Körperbereiche der Reihe nach warm oder schwer werden und sich dadurch entspannen.
Atemübungen zur Entspannung
Atmen Sie gleichzeitig mit Ihrem Kind (Synchronatmen) lang und laut aus. Es darf kräftig nach Seufzen klingen!
Fordern Sie Ihr Kind auf, zu pusten (zum Beispiel unterstützt durch Windrad, Seifenblasen, Luftballon …).
Abbau von Anspannung
Gezielte laute Gefühlsäußerungen helfen Ihrem Kind, Stress abzubauen und eine schwierige Situation auszuhalten. Ermutigen Sie es daher, so laut zu brüllen wie ein Löwe (oder wie sein Lieblingsraubtier).
Auch mit Humor, Lachen und Bewegung kann Ihr Kind Anspannung abbauen.
Gedankenspiele zur Angstbewältigung
Regen Sie die Fantasie Ihres Kindes an und lassen Sie es in eine Heldenrolle schlüpfen: „Stell dir deine Lieblingsserie vor, welcher Held möchtest du gerne sein und was erlebst du dort gerade?“
Alternativ können Sie mit dem Kind auf eine „Traumreise“ gehen. Dabei können Sie es als Kapitän auf einem Schiff segeln oder auf einem Pferd reiten lassen.
Tipps zur Entspannung
Stress abbauen und Energie für den Alltag mit Kindern tanken
Sorgen Sie auch dafür, dass es Ihnen selbst gut geht! Denn nur wenn Sie sich wohlfühlen, kann sich auch Ihr Kind entspannen. Versuchen Sie daher, eigenen Stress wahrzunehmen und zu verringern.
Stress erkennen und bewältigen
Übungen zur Entspannung
Legen Sie Ihre Hand unterhalb des Nabels auf den Bauch, so dass Sie während des Atmens Ihre Bauchbewegungen spüren. Holen Sie tief Luft, halten Sie die Luft an und zählen Sie bis drei. Atmen Sie aus und zählen Sie wieder bis drei. Atmen Sie in diesem Zyklus entspannt einige Minuten lang.
Machen Sie es sich im Sitzen bequem. Wandern Sie nun in Gedanken durch den Körper und untersuchen Sie ihn auf Verspannungen. Entspannen Sie Ihre Gesichtsmuskeln. Lassen Sie Ihren Unterkiefer nach unten sinken und Schultern und Arme fallen.
Massieren Sie Ihre Kopfhaut langsam und in leichten Kreisbewegungen mit den Fingerspitzen. Fangen Sie an der Stirn an, und massieren Sie Schritt für Schritt Richtung Nacken. Stimulieren Sie anschließend Ihre Schläfen mit sanftem Druck.
BEWERTUNGEN
Wie hilfreich war dieser Beitrag?
Klicken Sie auf die Sterne, um zu bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 3 / 5. Anzahl Bewertungen: 2
Bisher keine Bewertungen! Seien Sie der Erste, der diesen Beitrag bewertet.
Es tut uns leid, dass der Beitrag für Sie nicht hilfreich war!
Lassen Sie uns diesen Beitrag verbessern!
Wie können wir diesen Beitrag verbessern?
Das könnte Sie auch interessieren
Schmerzlinderung
Ein Leben mit EB bedeutet ein Leben mit Schmerzen. Erfahren Sie, wie Schmerzen auf Ihr Kind wirken und wie Sie den Teufelskreislauf der Schmerzen durchbrechen können.
Verbandwechsel
Grundlegendes zum Thema Verbandswechsel und Wundarten: Verbandsplatz und -materialien, Regeln der Wundversorgung, Wundformen…
Therapie bei EB
Für Schmetterlingskinder sind Schmerzen ein ständiger Begleiter. Aber was ist Schmerz überhaupt, wann wird er gefährlich und wie können Sie die Schmerzen Ihres Kindes lindern?