Schmerz
lindern
Schmerzlinderung bei Epidermolysis bullosa: So helfen Sie Ihrem Kind
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Verbandswechsel sind für Schmetterlingskinder häufig mit Schmerzen verbunden. Als Eltern können Sie jedoch einen entscheidenden Einfluss darauf nehmen, die tägliche Wundversorgung angenehmer für Ihr Kind zu gestalten. Denn schon kleine Änderungen wie liebevolle Rituale oder alternative Verbandsmaterialien können dabei helfen, Schmerzen zu lindern.
Diese Faktoren beeinflussen den Schmerz beim Verbandswechsel
Für Kinder mit EB gehören akute Schmerzen zum Alltag. Doch nicht nur der tägliche Verbandswechsel kann Unwohlsein bei Ihrem Kind auslösen. Allein die Erwartung eines unangenehmen Erlebnisses verursacht negative Gefühle und Stress. So kann sich die Angst vor der Wundversorgung mit dem tatsächlichen Schmerz verknüpfen. Die Folge: Beide Gefühle sind kaum zu unterscheiden – weder für das Kind noch für Eltern – und der Schmerz wird umso stärker von Ihrem Kind wahrgenommen. Im schlimmsten Fall blockiert das Kind und verweigert den Verbandswechsel.
Schmerz kann chronisch werden
Die regelmäßig wiederkehrenden Schmerzen bedeuten für Kinder mit Epidermolysis bullosa nicht nur Leid, sie sind auch mit einem weiteren Risiko verbunden: Regelmäßige akute Schmerzen können sich in chronische Schmerzen verwandeln. Denn das Gehirn „erlernt“ den Schmerz – auf neurobiologischer Ebene werden beteiligte Synapsen um- und ausgebaut. Dadurch reagiert das Gehirn Ihres Kindes auf die entsprechenden Reize schneller und empfindlicher.
Das Schmerztor verschließen
Sie wollen noch mehr zu Schmerzursachen bei der Wundversorgung erfahren? Im Video erklärt Diplom-Psychologin Andrea Beissenhirtz aus dem Kinderpalliativzentrum Datteln, wie Schmerz überhaupt funktioniert. Weitere Informationen und Empfehlungen haben Expertinnen und Experten des Deutschen Kinderschmerzzentrums an der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln – Universität Witten/Herdecke in einer Broschüre zusammengefasst, die Sie am Ende dieser Seite herunterladen können.
Teufelskreislauf der Schmerzen
So können Sie die Schmerzen bei der Wundversorgung lindern
Schon mit kleinen Änderungen können Sie es schaffen, den Verbandswechsel für Ihr Kind angenehmer zu gestalten und Schmerzen zu lindern. Grundlage hierfür sind sowohl eine gute Vorbereitung des Verbandswechsels, wie das Vorwärmen der Wundspülung und die Auswahl eines sanften und bei EB geeigneten Verbandsmaterials, sowie das Vermitteln von positiven Gefühlen, um die Kleinen vom Schmerz abzulenken. Das können Sie und Ihr Kind tun, um den Verbandswechsel mit weniger Schmerz zu gestalten:
Schaffen Sie eine gute Atmosphäre beim Verbandswechsel
Eine gute Vorbereitung beugt Stress beim Verbandswechsel vor. Somit spielt sie eine entscheidende Rolle dabei, Ihrem Kind die Wundversorgung so angenehm wie möglich zu gestalten und Schmerzen zu verhindern. Das können Sie tun, um eine gute Situation für den Verbandswechsel zu schaffen:
- Vereinbaren Sie feste Termine für den Verbandswechsel – so wird Ihr Kind nicht überrumpelt und erhält Kontrolle über die eigene Situation.
- Bereiten Sie die Werkzeuge vor, schneiden Sie das Verbandmaterial zu und haben Sie alles griffbereit, um unnötige Wartezeit für Ihr Kind zu vermeiden.
- Wärmen Sie den Raum und Salben vor, damit Ihr Kind nicht friert.
- Planen Sie genügend Zeit für den Verbandswechsel. Schalten Sie bei Bedarf den Anrufbeantworter ein und lassen Sie sich nicht stören.
- Loben Sie Ihr Kind, wenn es mithilft und den Schmerzen tapfer trotzt. Durch die emotionale Unterstützung machen Sie Ihr Kind noch stärker.
- Planen Sie eine schöne Aktivität nach dem Verbandswechsel, wie gemeinsam einen Film gucken oder Spiele spielen.
Das richtige Verbandmaterial finden
Verbände und Pflaster können aus unterschiedlichen Materialien bestehen. Im Idealfall sind sie leicht, flexibel und sanft ablösbar, um Ihrem Kind Schmerzen und neue Verletzungen der Haut zu ersparen, die durch starke Klebstoffe oder raue Oberflächen kommen. Reagiert Ihr Kind empfindlich auf bestimmte Produkte, lohnt es sich, über einen Wechsel nachzudenken. Denn mit einem sanfteren Verbandmaterial können Sie die Schmerzen Ihres Kindes während der Wundversorgung erheblich mildern. Probieren Sie dafür gemeinsam neue Materialien für verschiedene Wundtypen und Körperstellen aus und behalten Sie die Produkte bei, die Ihr Kind am besten verträgt.
So stärken Sie Ihre kleinen Helden
Helfen Sie Ihrem Kind, den Schmerz zu bewältigen – zum Beispiel mit fantasievollen Rollenspielen. Machen Sie Ihre Kleinen zu Helden oder Heldinnen, die die Angst besiegen, zu Piraten oder Piratinnen, die den Schmerz mutig ertragen, oder zu starken Löwen und Löwinnen, die Ihren Stress herausbrüllen. Entwickeln Sie gemeinsam kreative Ablenkungsstrategien und lassen Sie Ihr Kind in diese positive Gedankenwelt eintauchen. Das lenkt die Kleinen nicht nur vom Schmerz ab und kann gleichzeitig zur Entspannung beitragen.
Versorgen Sie die Wunden eines Neugeborenen oder Kleinkindes, sorgen Sie vor allem durch Körperkontakt für Ihr Wohlbefinden. Halten Sie es im Arm, nehmen Sie das Gesichtchen in die Hände und halten Sie Blickkontakt – das alles lenkt Ihren Säugling vom Schmerz ab und lässt ihn Ihre Nähe spüren. Im besten Fall erhalten Sie dabei die Unterstützung einer zweiten Person, wie dem Vater oder der Mutter oder der Pflegekraft. Versorgen Sie ältere Kinder, können sie als Detektive Ihre dunklen Gedanken aufspüren und durch positive, bunte Gedanken ersetzen.
Diese mutmachenden Sätze können Sie Ihrem Kind zusätzlich an die Hand geben:
- „Ich denke nur an das, was mir bisher geholfen hat“.
- „Ich kann selbst etwas dafür tun, dass es mir besser geht“.
- „Wenn ich mich ablenke, halte ich die Schmerzen besser aus.“
- Ihr Kind stellt sich einen Ballon vor, der mit Kraft und Stärke gefüllt ist und alles leichter macht.
So helfen Eltern Ihren Kindern
Als Eltern eines Schmetterlingskindes stehen Sie vor einer großen Herausforderung, da Ihr Kind täglich mit Schmerzen konfrontiert wird. Immer spiegeln sich dabei Ihre eigenen Sorgen und Stress in Ihrer Mimik wider. Diese Gedanken strahlen aber auf Ihr Kind ab – sie beeinflussen sein Gefühls- und Schmerzerleben
Sorgen Sie deshalb für sich und Ihr Wohlbefinden. Wie Sie zu einer positiven Stimmung finden, sich selbst Mut machen und entspannen können, erfahren Sie hier. Binden Sie in Ihren Alltag kleine Auszeiten ein, in denen Sie entspannen und genießen. Loben und ermutigen Sie Ihr Kind, selbstsicher zu sein und seine Gefühle zu äußern. Lassen Sie das Kind Ihre Zuversicht und gute Stimmung spüren.
Geben Sie Ihrem Kind außerdem die Möglichkeit, beim Verbandswechsel zu helfen, und leiten Sie es an:
- „Wir machen es jetzt genau so, wie wir es geübt haben“.
- „Wir schaffen das gemeinsam, ich bin bei dir“.
- „Es dauert nicht mehr lange“.
Gemeinsam den Schmerz besiegen
Sie wollen einen Überblick über die verschiedenen Schmerzlinderungsstrategien erhalten? Im Video finden Sie unsere Empfehlungen kompakt zusammengefasst.
Schmerzlinderung durch Beeinflussung von Schmerzen
Palliativzentrum Datteln
Die Schmerzexperten und -expertinnen aus dem Kinderpalliativzentrum der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln entwickeln zusammen mit EB-Patienten Strategien für einen besseren Umgang mit Schmerzen beim Verbandswechsel. Im Fokus steht dabei, die Schmerzwahrnehmung, Angst und das Stresserleben während des Verbandswechsels zu reduzieren und so einer chronischen Entwicklung der Schmerzen vorzubeugen.
Wir unterstützen die Arbeit des Zentrums schon seit vielen Jahren. Im Rahmen des sogenannten „Kurzwechsels“ hat zudem ein Mitglied der Piratoplast-Geschäftsführung eine Woche vor Ort hospitiert und die Arbeit des Zentrums so hautnah kennengelernt.
Sie möchten noch mehr zur Schmerzminderung bei der Wundversorgung erfahren? Hier können Sie sich kostenfrei die Broschüre des Kinderpalliativzentrums der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln herunterladen.
Weitere Informationen zum Kinderpalliativzentrum finden Sie unter: https://kinderpalliativzentrum.de
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