Wundarten
und
Verbandwechsel
Geben Sie das Desinfektionsmittel auf die trockene Haut. Dosieren Sie die Menge nach Herstellerangaben.
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und
Verbandwechsel
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Blasen und Wunden gehören zum Leben aller Menschen, die unter EB leiden. Die Wundversorgung bei Ihrem Schmetterlingskind ist daher Teil Ihres Alltags. Der Umfang und die Intensität der Versorgung können sich dabei von Tag zu Tag ändern – auch abhängig davon, wie intensiv sich Ihr Kind im Laufe des Tages bewegt hat. Wir zeigen Ihnen hier Schritt für Schritt, wie Sie beim Verbandswechsel am besten vorgehen, damit er Ihnen möglichst leicht von der Hand geht.
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Desinfizieren Sie sich vor dem Verbandswechsel die Hände.
Gehen Sie bei der Desinfektion wie folgt vor:
Geben Sie das Desinfektionsmittel auf die trockene Haut. Dosieren Sie die Menge nach Herstellerangaben.
Reiben Sie Handfläche auf Handfläche mit gespreizten Fingern.
Reiben Sie die rechte Handfläche über den linken Handrücken und die linke Handfläche über den rechten Handrücken.
Reiben Sie die Außenseite der Finger auf der gegenüberliegenden Handfläche mit verschränkten Fingern.
Reiben Sie die geschlossenen Fingerkuppen der einen Hand in der Handfläche der anderen Hand.
Reiben Sie den rechten und linken Daumen ein.
Das Händereiben sollte mindestens 20 Sekunden dauern. Erst dann tritt ein deutlicher Reinigungseffekt ein.
Legen Sie Handschuhe an. Manchmal kann es hilfreich sein, die Handschuhe einzucremen, damit sie nicht an der Haut des Kindes kleben bleiben.
Die Behandlung von Wunden hängt auch von der Wundart ab. Daher ist zu empfehlen, die Therapie mit dem behandelnden Arzt abzustimmen. Je nach Grunderkrankung kommen bestimmte Therapieformen nicht in Frage. So kommt es bei manchen Erkrankungen zu arteriellen Durchblutungsstörungen (pAVK), die wiederum Wunden zur Folge haben können (zum Beispiel Ulcus cruris arteriosum und diabetesassoziierter Ulcus). Bei diesen Erkrankungen muss zum Beispiel der Einsatz einer Kompressionstherapie sehr genau untersucht werden.
Befindet sich Ihr Kind noch im Baby- oder Kleinkindalter, sollten am besten zwei Personen den Verbandswechsel vornehmen – so kann eine Person das Kind halten und beruhigen bzw. ablenken, während die andere den Verbandswechsel durchführt.
Wir empfehlen, bei allen Wunden, unabhängig von der Grunderkrankung, diese Schritte zu berücksichtigen:
Benutzten Verband „lesen“:
Entfernen Sie alte Verbände vorsichtig und sehen Sie sich den Verband und die Wunde genau an. Wie sieht das Exsudat, also die Wundflüssigkeit aus? In welchem Umfang ist Wundflüssigkeit vorhanden? Ist sie ausgetreten? Gibt es Hinweise auf eine Infektion? Die Farbe und die Flüssigkeitsmenge können einen Hinweis auf eine Infektion geben und zeigen, ob der Verband für die Exsudatmenge richtig gewählt ist.
Wunde reinigen:
Entfernen Sie nach Bedarf Hautschuppen, Krusten und Salbenreste auf der Haut rund um die Wunde.
Benutzen Sie ggf. eine zuvor angewärmte Wundspüllösung. Tupfen Sie die Wundumgebung schließlich sanft trocken oder trocknen Sie die Haut unter einer Wärmelampe.
Haut pflegen:
Je nach Zustand der Haut empfehlen wir eine pflegende Creme.
Neuen Verband anlegen:
Wählen Sie den Verband grundsätzlich entsprechend des Wundzustandes aus.
Für Wunden, die nur wenig Wundflüssigkeit abgeben und nicht infiziert sind, eignet sich ein sanft haftender, weicher und flexibler Verband.
Versorgen Sie granulierende Wunden sowie Wunden, die stark bis mäßig Wundflüssigkeit abgeben und / oder infiziert sind, mit einer Saugkompresse oder Schaumstoffauflage. Eventuell kommt ein Produkt mit Polyhexanid (Substanz, die antiseptisch wirkt) in Frage.
Tiefere Wunden sollten aufgefüllt werden, zum Beispiel mit einem Alginat, Hydrofaser, Schaumstoff oder Hydrogel.
Decken Sie die Wunde mit einer Auflage ab, die dem Ausmaß der Wundflüssigkeit und dem Wundgrund entspricht.
Verband fixieren:
Fixieren Sie den Verband – abhängig von der Verbandsart – mit Fixiermull, Fixierbinden oder Schlauchbinden. Achten Sie beim Einsatz von klebenden Produkten auf die Hautbeschaffenheit und wählen Sie im Zweifelsfall eher ein nicht-klebendes Material.
Sind die Verbände mit der Wunde verklebt, kann Baden helfen, die Verbände sanfter abzulösen. Während Wasserkontakt bei Wunden vermieden werden sollte, kann Wasser bei Epidermis bullosa eine mögliche Lösung sein, um ein schmerzhaftes Ablösen der Verbände zu vermeiden.
Öffnen Sie Blasen nur mit sterilen Instrumenten und desinfizierten Händen.
Das Entfernen der Krusten ist ein wichtiger Schritt in der Versorgung von Wunden bei Epidermolysis bullosa. Unter den Krusten können sich Bakterien sammeln, die die Wundheilung verlangsamen, außerdem jucken verkrustete Wunden stärker. Durch das unterbewusste Kratzen können neue Wunden und Blasen entstehen.
In diesem Video zeigt Ihnen Martina Hustings, wie man die Krusten am besten entfernt und dabei auch gleich den kleinen Patienten mit einbindet.
Wie eine Wunde versorgt werden muss, das hängt von der Wundform ab. Hier erfahren Sie, welche unterschiedlichen Wunden es gibt und wie sie am besten versorgt werden.
Versorgung von kleineren Brandwunden
Kleinere Brandwunden sollten direkt nach der Verletzung behandelt werden: Kühlen Sie die Wunden für rund 15 min mit Wasser, das eine Temperatur von 10–15 °C hat – keinesfalls mit Eis.
So stufen Mediziner Brandwunden nach ihrer Schwere ein:
Suchen Sie bei Brandwunden des 3. Grades umgehend einen Arzt auf! Bei Brandwunden 2. Grades sollten Sie es vom Ausmaß der Wunden abhängig machen, ob Sie zum Arzt gehen.
Bei Kindern gilt: lieber früher als später zum Arzt.
So behandeln Sie Brandwunden:
Die Blasen sollten geschlossen bleiben – sie schützen die Wunde vor Verschmutzung.
Sie sollten nur geöffnet werden, wenn sie Schmerzen verursachen oder stark angeschwollen sind. Achten Sie dabei auf eine sterile Umgebung! So können Sie vorgehen:
Schürfwunden sind Verletzungen der oberen Hautschichten, die durch Stürze oder Zusammenstöße mit Gegenständen auftreten. Dabei werden die Hautschichten abgeschürft, wodurch teilweise große und schmerzhafte Wunden entstehen, die aber meistens unproblematisch und schnell verheilen. Die Blutgefäße in den oberen Hautschichten werden zerstört, weshalb die Wunden teilweise stärker bluten.
Ein Dekubitus ist ein Bereich lokalisierter Schädigung der Haut und des darunterliegenden Gewebes über einem Knochenvorsprung.
Wirkt ein andauernder, nicht physiologischer Druck auf diese Haut- und Gewebeschichten, kann sich ein Dekubitalgeschwür entwickeln. Ursache ist die Unterbrechung des Blutflusses durch einen solchen Druck. Als zusätzlich verstärkende Faktoren gelten Reibung und Scherkräfte.
Verschiedene Symptome können auf einen Dekubitus hinweisen. Bei genauer Beobachtung lässt sich diese Wunde außerdem in verschiedene Grade einteilen, sodass die Stärke der Schädigung beurteilt und eine Dekubitus-Therapie mit geeigneter Wundversorgung durchgeführt werden kann.
Mediziner sprechen von einer chronischen Wunde, wenn diese nach mindestens zwölf Wochen keine Anzeichen von Heilung zeigt, obwohl sie behandelt wurde. Eine akute Wunde kann sich aus unterschiedlichen Gründen zu einer chronischen Wunde entwickeln. Ursache ist meistens eine bestimmte Grunderkrankung, die oft mit einer Durchblutungsstörung einhergehen kann.
Auch eine sekundäre Wundheilungsstörung nach einer Operation kann zu einer chronischen Wunde führen. In diesem Fall kann sich die Wunde nicht richtig schließen, Grund ist häufig eine bakterielle Infektion. Solche Wunden können mit Sekundärwundauflagen behandelt werden – sie decken tiefe, bereits mit einer Wundfüllung versorgte Wunden ab, um überschüssige Wundflüssigkeit weiter zu binden.
Andere Ursachen für chronische Wunden können schließlich blasenbildende Hautkrankheiten wie zum Beispiel Pemphigus- und Pemphigoid-Erkrankungen, Epidermolysis bullosa und Brandwunden sein. In seltenen Fällen können auch Hauttumore zu einer Wundheilungsstörung führen.
Nach einer Verletzung bzw. einer Operation entsteht eine chirurgische Wunde. Die Wundränder werden in der Regel zusammengenäht, geklammert oder geklebt. In speziellen Fällen wird die Wunde aber auch offen gelassen.
Für offene Wunden sollte eine Wundauflage verwendet werden, die nicht mit dem Wundgrund verklebt und zugleich die Wunde feucht hält. Denn ein feuchtes Wundmilieu fördert das Wachstum neuer Zellen und beschleunigt auf diese Weise die Heilung. Die Wundauflage sollte es zudem einerseits ermöglichen, dass Flüssigkeit verdampfen kann, auf der anderen Seite sollte sie durch eine dichte Folie Schutz vor äußerem Schmutz bieten. Die Kombination von Durchlässigkeit für Wundflüssigkeit und Schutz nach außen hin ermöglicht zudem eine längere Tragezeit bis zum nächsten Verbandswechsel – und damit eine schnellere Heilung.
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Von Betroffenen mit Experten: In unserer geschlossenen Facebook-Gruppe tauschen sich EB-Betroffene, Experten und Angehörige aus.
Nach ihrem Studium der Biologie an der Ruhr-Universität Bochum promovierte Dr. Lorenz zum Dr. rer. nat.. Seit 2012 ist sie in der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Ausbüttel tätig, seit 2018 auch als Leiterin dieser Abteilung sowie der Forschungsabteilung.
Martina Hustings ist Kinderkrankenschwester und unsere Ansprechpartnerin für die Wundversorgung bei Epidermolysis bullosa.
Sie kommen mit einer Problemwunde nicht weiter oder haben eine spezielle Frage zu der Versorgung bei Epidermolysis bullosa? Unsere erfahrene Kinderkrankenschwester unterstützt Sie bei Fragen.
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