Weitsichtigkeit (Hyperopie) bei Kindern
Manche Kinder haben Schwierigkeiten beim Sehen im Nahbereich – etwa beim Lesen, Malen oder Basteln. Hinter diesen Problemen kann eine Weitsichtigkeit (medizinisch: Hyperopie) stecken. Dabei erscheinen nahe Objekte unscharf, während das Sehen in die Ferne meist problemlos funktioniert.
Je früher eine Weitsichtigkeit erkannt wird, desto besser lässt sich die Sehentwicklung unterstützen. Unbehandelt kann sie nicht nur das Lernen erschweren, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden im Alltag beeinträchtigen.

Was ist Weitsichtigkeit bei Kindern?
Weitsichtigkeit (medizinisch: Hyperopie oder Hypermetropie) ist eine Fehlsichtigkeit des Auges, bei der das Bild nicht direkt auf der Netzhaut, sondern dahinter entsteht. Das liegt meist an einem zu kurzen Augapfel (Achsenhyperopie) oder einer zu schwachen Brechkraft von Linse und Hornhaut (Brechungshyperopie).
Nahe Dinge erscheinen verschwommen, während das Sehen in der Ferne meist gut funktioniert. Leichte Formen bleiben im Kindesalter oft unbemerkt, weil Kinder durch ihre hohe Akkommodationsfähigkeit (Anpassung der Linse) lange Zeit ausgleichen können.
Wie sieht man mit Weitsichtigkeit?
Ein weitsichtiges Kind kann entfernte Objekte scharf sehen – aber nahe Gegenstände erscheinen unscharf. Besonders beim Lesen, Malen oder Basteln werden Schwierigkeiten sichtbar. Die Ursache liegt häufig in einem zu kurzen Augapfel, wodurch das Licht hinter der Netzhaut fokussiert wird.
Ein Vergleichsbild kann veranschaulichen, wie Kinder mit Weitsichtigkeit z. B. ein Buch oder Tablet im Nahbereich wahrnehmen – verschwommen und mit angestrengtem Blick.
Hinweis: Die Darstellung dient zur Veranschaulichung und ersetzt keine fachärztliche Diagnose.


Häufigkeit von Weitsichtigkeit bei Kindern
Weitsichtigkeit kommt häufig vor – besonders bei kleinen Kindern. Laut Studien sind viele Kinder im Vorschulalter leicht weitsichtig, was meist Teil der normalen Entwicklung ist.
- Bei Vorschulkindern ist eine leichte Hyperopie häufig und verschwindet mit dem Wachstum.
- Im Alter von 25–30 Jahren sind etwa 6,4 % der Bevölkerung weitsichtig.
- In der Altersgruppe 55–59 Jahre sind es bereits über 30 %.
Ursachen von Weitsichtigkeit bei Kindern
In den meisten Fällen ist Weitsichtigkeit angeboren und genetisch bedingt. Dabei ist:
- entweder der Augapfel zu kurz (Achsenhyperopie),
- oder die Brechkraft des Auges zu schwach (Brechungshyperopie).
Auch eine Kombination beider Ursachen ist möglich. Umweltfaktoren wie Bildschirmzeit oder wenig Tageslicht – wie bei der Kurzsichtigkeit – gelten hier nicht als Auslöser.
Risikofaktoren bei Weitsichtigkeit
Folgende Faktoren begünstigen das Auftreten einer behandlungsbedürftigen Weitsichtigkeit:
- Familiäre Vorbelastung (z. B. Eltern oder Geschwister mit Hyperopie)
- Frühgeburtlichkeit
- Ungleich ausgeprägte Sehschwächen beider Augen (Risiko für Amblyopie)
- Strabismus (Schielen)
Weitsichtigkeit (Hyperopie) kann bei Kindern mit einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) kombiniert auftreten. Diese Doppelbelastung führt oft zu stärkerem Verschwommensehen – in Nähe und Ferne. Eine frühe Diagnose ist wichtig, um das Sehen beider Augen optimal zu fördern.
Symptome bei Kinder-Hyperopie
Leichte Weitsichtigkeit fällt im Alltag häufig nicht sofort auf. Kinder sehen in der Ferne meist gut, aber in der Nähe wird es anstrengend – beim Lesen, Malen oder Basteln.
Mögliche Symptome:
- Kind hält Bücher, Hefte oder Tablets auffällig weit weg
- Kopfschmerzen, Augenbrennen oder Müdigkeit beim Lesen
- Häufiges Augenreiben oder Blinzeln
- Konzentrationsprobleme und Unlust beim Basteln oder Lesen
- Schielen oder häufiges Stolpern
Hinweis für Eltern: Treten eines oder mehrere dieser Anzeichen auf – vor allem bei familiärer Vorbelastung – sollte eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Denn je früher eine Fehlsichtigkeit erkannt wird, desto besser lässt sie sich versorgen.
Diagnose von Hyperopie bei Kindern
Weitsichtigkeit lässt sich bei Kindern nur durch spezielle augenärztliche Untersuchungen zuverlässig feststellen. Besonders wichtig ist dabei die objektive Bestimmung der Brechkraft des Auges – die sogenannte Refraktionsbestimmung.
Früherkennungsuntersuchungen bei Weitsichtigkeit
Bei den regulären U-Untersuchungen im Kindesalter – z. B. der U7a (ab dem dritten Lebensjahr), der U8 (ab dem vierten Lebensjahr) und der Schuleingangsuntersuchung – ist die Kontrolle des Sehvermögens fester Bestandteil. Dabei wird geprüft, wie gut Kinder mit jedem Auge sehen können.
Trotz dieser Checks gilt: Wenn Eltern merken, dass ihr Kind oft blinzelt oder Gegenstände sehr weit weg vom Gesicht hält, sollte zusätzlich ein Besuch bei einer augenärztlichen Praxis oder Sehschule erfolgen. Eine Fehlsichtigkeit wie die Weitsichtigkeit kann in jedem Alter auftreten – sogar im Säuglingsalter.
Sehtest zur Erkennung von Weitsichtigkeit
Ein klassischer Sehtest überprüft das Sehvermögen in Nähe und Ferne. Dabei wird jeweils ein Auge abgedeckt, während das Kind Symbole, Buchstaben oder Zahlen in verschiedenen Größen erkennen muss. So lässt sich feststellen, wie gut das Kind in unterschiedlichen Entfernungen sieht.
Online-Sehtests können als erste Orientierung dienen – sie ersetzen jedoch keine ärztliche Diagnose.
Refraktometrie
Zur genauen Bestimmung der Fehlsichtigkeit wird die sogenannte Refraktion durchgeführt. Mit einem Refraktometer wird die Brechkraft des Auges gemessen – objektiv, also unabhängig von der Mitarbeit des Kindes. Bei älteren Kindern erfolgt ergänzend eine subjektive Refraktionsbestimmung mit einem Phoropter, bei dem das Kind angibt, mit welchen Gläsern es am besten sieht.
Bei Verdacht auf versteckte Hyperopie kann der Ziliarmuskel mithilfe von Augentropfen kurzzeitig gelähmt werden. So lässt sich die tatsächliche Weitsichtigkeit erfassen, ohne dass das Kind durch Akkommodation ausgleicht.
Weitsichtigkeit: Dioptrien-Tabelle für Kinder
Die Stärke einer Weitsichtigkeit wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Dabei steht ein Minuszeichen (-) immer für Kurzsichtigkeit, ein Pluszeichen (+) für Weitsichtigkeit. Je höher der Betrag, desto stärker ist die Sehschwäche ausgeprägt.
Die folgende Tabelle hilft bei der Einordnung:
Dioptrien | Stärke der Weitsichtigkeit | Korrektur |
---|---|---|
bis + 1,00 | leichte Weitsichtigkeit | zeitweise notwendig |
von +1,00 bis +3,00 | Weitsichtigkeit | in der Regel notwendig |
von +3,00 bis +6,00 | starke Weitsichtigkeit | notwendig |
mehr als +6,00 | sehr starke Weitsichtigkeit | unbedingt notwendig |
Behandlung und Korrekturmöglichkeiten bei Weitsichtigkeit
Die gängigste Behandlung im Kindesalter ist die Brille. Für ältere Kinder kommen auch Kontaktlinsen infrage. Welche Methode geeignet ist, hängt vom Alter, dem Alltag und der Sehentwicklung ab.
Versorgung bei Hyperopie im Kindesalter
Ziel ist es, Störungen der Entwicklung des Sehens zu vermeiden und mögliche Folgeprobleme wie Schielen oder Amblyopie zu verhindern. Dazu gehören:
- Regelmäßige augenärztliche Kontrollen
- Frühzeitiger Beginn mit einer individuell angepassten Brille
- Bei Bedarf: begleitende Therapie durch Orthoptik (z. B. in einer Sehschule)
Sie arbeiten in einer Sehschule?
Wir bieten kostenfreie Materialien wie Fixierobjekte und Abdeckhilfen – jetzt anfordern!
Korrekturmethoden bei Weitsichtigkeit
Weitsichtigkeit bei Kindern lässt sich auf verschiedene Arten korrigieren – abhängig von Alter, Sehalltag und individuellen Bedürfnissen stehen folgende Optionen zur Verfügung:
Brille: Die klassische und unkomplizierte Lösung. Kinderbrillen mit Plusgläsern korrigieren die Brechkraft und verbessern das Nahsehen. Sie sind leicht, robust und in vielen Designs erhältlich.
Kontaktlinsen: Bei älteren Kindern und Jugendlichen eine praktische Alternative – etwa beim Sport oder bei bestimmten Freizeitaktivitäten. Eine sorgfältige Hygiene und regelmäßige Kontrolle sind hier besonders wichtig.
Speziallinsen: Für Kinder mit sehr hoher Hyperopie oder starker Anisometropie (ungleiche Refraktion beider Augen) können spezielle Kontaktlinsen angepasst werden – meist durch spezialisierte Augenoptikerinnen oder Augenärzte.
Operative Eingriffe
Chirurgische Methoden wie LASIK, LASEK oder künstliche Linsen sind erst ab dem Erwachsenenalter möglich – nicht für Kinder. Sie kommen frühestens nach Abschluss des Körperwachstums infrage, meist ab dem 21. Lebensjahr.
Ab wieviel Dioptrien braucht ein Kind mit Weitsichtigkeit eine Brille?
Ob und wann eine Brille notwendig ist, hängt vom Dioptrien-Wert und der Sehentwicklung ab. Schon moderate Hyperopie (+1,0 dpt oder mehr) kann Beschwerden beim Sehen in der Nähe verursachen – besonders beim Lesen und Schreiben.
Wichtig zu wissen: Eine korrekt angepasste Brille unterstützt die visuelle Entwicklung – sie schwächt die Augen nicht, sondern entlastet sie.
Auswirkungen und Verlauf von Weitsichtigkeit bei Kindern
Eine nicht erkannte oder unbehandelte Weitsichtigkeit kann bei Kindern zu schulischen Schwierigkeiten, Konzentrationsproblemen oder motorischer Unruhe führen. Beim Lesen, Malen oder Basteln fällt das Sehen schwer – das kann sich auf die Motivation und Lernfreude auswirken.
Wird die Hyperopie früh erkannt und richtig korrigiert, lassen sich viele dieser Folgeprobleme vermeiden. Leichte Formen können sich mit dem Wachstum zurückbilden. Stärkere Ausprägungen bleiben meist bestehen und erfordern eine dauerhafte Korrektur.
Mögliche Spätfolgen bei Weitsichtigkeit
Unbehandelte oder stark ausgeprägte Weitsichtigkeit kann langfristig zu Folgeerkrankungen führen – besonders, wenn sie über Jahre hinweg unbemerkt bleibt. Dazu gehören:
- Schielen (Strabismus): Durch die ständige Anstrengung beim Fokussieren kann ein Auge dauerhaft nach innen abweichen.
- Amblyopie (Schwachsichtigkeit): Wenn ein Auge dauerhaft schlechter sieht und nicht korrigiert wird, kann sich das Sehen auf diesem Auge nicht richtig entwickeln.
- Kopfschmerzen und Augenermüdung: Auch im Jugend- und Erwachsenenalter kann es zu Beschwerden kommen, wenn keine passende Korrektur erfolgt.
Regelmäßige augenärztliche Kontrollen helfen, solche Spätfolgen frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
Verlauf der Weitsichtigkeit
Die Entwicklung der Weitsichtigkeit kann von Kind zu Kind unterschiedlich verlaufen, folgt aber häufig einem typischen Muster:
- Tritt meist schon im Säuglings- und Kleinkindalter auf:
Viele Kinder sind in den ersten Lebensjahren leicht weitsichtig – das ist meist unproblematisch und ein Teil der normalen Entwicklung. - Verbessert sich häufig im Vorschul- oder Grundschulalter:
Durch das natürliche Wachstum des Auges kann sich eine leichte Hyperopie zurückbilden. Bei einigen Kindern bleibt sie jedoch bestehen oder wird stärker. - Bleibt im Jugendalter meist stabil:
Ab etwa dem 10. bis 14. Lebensjahr verändert sich die Sehstärke häufig kaum noch. Die Anpassungsfähigkeit der Augen nimmt jedoch langsam ab, sodass eine Korrektur nötiger werden kann. - Ab dem jungen Erwachsenenalter unverändert:
Viele Menschen behalten ihre Weitsichtigkeit ein Leben lang. Mit zunehmendem Alter kann das Sehen in der Nähe erneut schwieriger werden – besonders ab 40 Jahren (altersbedingte Weitsichtigkeit oder Presbyopie).
Frühzeitige Vorsorge schützt
Nur regelmäßige Sehtests sichern die gesunde Sehentwicklung Ihres Kindes.
Prävention von Weitsichtigkeit bei Kindern
Weitsichtigkeit ist meist angeboren und lässt sich nicht verhindern – im Gegensatz zur Kurzsichtigkeit. Umso wichtiger ist es, die Hyperopie frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln. Eltern können mit Aufmerksamkeit und guter Begleitung viel zur gesunden Sehentwicklung beitragen.
Tipps für Eltern
Auch wenn sich eine genetisch bedingte Weitsichtigkeit nicht verhindern lässt, können Eltern die gesunde Entwicklung des Sehens aktiv unterstützen:
- Regelmäßige Sehtests ab dem Kleinkindalter wahrnehmen: Zum Beispiel bei der U7a, U8 oder in einer augenärztlichen Praxis.
- Auf typische Anzeichen achten: Etwa Augenreiben, auffällige Lesehaltung oder Konzentrationsprobleme.
- Korrektur konsequent umsetzen: Eine empfohlene Brille sollte regelmäßig getragen werden, auch wenn das Kind keine Beschwerden äußert.
- Pausen bei Naharbeit einplanen: Besonders bei Hausaufgaben oder Bildschirmzeit – kurze Unterbrechungen entlasten die Augen.
- Gute Lichtverhältnisse schaffen: Tageslicht oder eine helle Schreibtischlampe erleichtern das Sehen bei Naharbeit.

Ihr Partner in der Okklusionstherapie
Wir begleiten Fachkräfte, Eltern und Kinder zuverlässig durch die Okklusionstherapie und stehen mit unseren Augenpflastern sowie vielfältigen Unterstützungsangeboten zur Seite. Unser Ziel ist es, die Therapie bestmöglich zu erleichtern und gemeinsam den Therapieerfolg zu fördern.
Weitere Themen
Das könnte Sie auch interessieren: