Schielen (Strabismus) bei Babys
Sie erkennen bei Ihrem Baby Anzeichen von Schielen? Keine Panik, nicht jedes Schielen ist ein Grund zur Sorge – aber definitiv ein Grund zur weiteren Beobachtung.
In den ersten Lebenswochen sind unkoordinierte Augenbewegungen oft normal, da sich das Sehsystem noch entwickelt. Dennoch sollte man aufmerksam bleiben – denn auch frühes Schielen kann behandlungsbedürftig sein, um die gesunde Sehentwicklung nicht zu gefährden.

Schielen bei Babys – was ist normal?
Schielen, medizinisch auch Strabismus genannt, beschreibt eine Fehlstellung der Augen, bei der ein Auge – seltener beide – von der normalen Blickrichtung abweicht. Bei Säuglingen kann gelegentliches Schielen zunächst unbedenklich sein, da sich das Sehsystem noch in der Entwicklung befindet. Dennoch sollten Eltern aufmerksam bleiben, um zwischen harmlosen Erscheinungen und behandlungsbedürftigem Strabismus unterscheiden zu können.
Wie lange schielen Babys?
In den ersten Lebensmonaten kann es vorkommen, dass Babys gelegentlich schielen – dieses Phänomen wird auch als „Silberblick“ bezeichnet. Ursache ist meist die noch nicht vollständige Entwicklung der Augenmuskulatur und des Sehsystems. Solche leichten Abweichungen sind in der Regel unbedenklich und verschwinden häufig von selbst, sobald sich die visuelle Koordination verbessert.
Trotzdem ist es wichtig, die Entwicklung aufmerksam zu beobachten: Hält das Schielen über den 6. Lebensmonat hinaus an oder tritt es verstärkt auf, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Besonders wenn das Baby mit 7 Monaten noch schielt, kann eine augenärztliche Untersuchung Klarheit schaffen und bei Bedarf eine frühzeitige Behandlung ermöglichen.
Mehr Informationen zur Erkennung und Behandlung von Schielen im weiteren Kindesalter finden Sie auf unserer Seite Schielen bei Kindern.
Symptome und Ursachen von Baby-Schielen
Viele Eltern stellen sich die Frage, ob das Schielen ihres Babys noch im Rahmen der normalen Entwicklung liegt oder ein Grund zur Sorge ist. Ein Blick auf typische Symptome und mögliche Ursachen kann helfen, die Situation besser einzuschätzen.
Symptome von Schielen bei Babys
Gelegentliches Schielen bei Babys in den ersten Lebensmonaten ist normal. Wenn jedoch Anzeichen bestehen bleiben oder sich verschlimmern, sollte eine Augenarztpraxis oder Sehschule aufgesucht werden, um eine genaue Diagnose zu erhalten.
Folgende Symptome können darauf hinweisen, dass Ihr Baby an Schielen leidet:
- Abweichende Augenstellung: Die Augen des Babys sind nicht parallel ausgerichtet. Ein Auge
kann nach innen, außen, nach oben oder unten abweichen. - Fehlende Blickfolgebewegungen: Das Baby oder Kleinkind kann Schwierigkeiten haben,
Objekten mit den Augen zu folgen oder den Blick zwischen verschiedenen Zielen zu wechseln. Dies kann in den ersten 12 bis 24 Wochen nach der Geburt vermehrt vorkommen, sollte aber
im Verlauf immer mehr nachlassen. - Kopfdrehung oder Kopfneigung: Das Baby kann den Kopf drehen oder neigen, um eine
bessere Sicht zu erreichen und das Doppeltsehen zu minimieren
Ursachen von Schielen bei Babys
Das visuelle System von Babys ist bei der Geburt noch nicht vollständig ausgereift. In den ersten Lebensmonaten müssen sich sowohl die Augenmuskulatur als auch die Koordination beider Augen erst entwickeln. Auch die zentrale Fixation, also das gezielte Ausrichten beider Augen auf einen Punkt mithilfe der Netzhautmitte, ist anfangs noch nicht voll funktionsfähig.
Daher kann es in dieser frühen Entwicklungsphase vorübergehend zu einem leichten Schielen kommen, das meist unbedenklich ist. Genetische Faktoren, Reifungsprozesse im Gehirn sowie die noch fehlende Verbindung zwischen Sehen und Motorik – etwa beim gezielten Verfolgen von Handbewegungen – können dabei eine Rolle spielen. Diese bewusste Augen-Hand-Koordination entwickelt sich in der Regel erst ab dem 4. bis 6. Lebensmonat.
Treten jedoch Auffälligkeiten auf, die über diese normale Entwicklung hinausgehen, oder bleibt das Schielen bestehen, sollte dies genau beobachtet und ärztlich abgeklärt werden, um möglichen langfristigen Sehstörungen frühzeitig entgegenzuwirken.
Ab wann sollte man zum Arzt?
Eltern fragen sich oft, wann ein gelegentliches Schielen harmlos ist – und ab wann ärztlicher Rat nötig wird. Eine klare Einschätzung hilft, Unsicherheiten zu vermeiden und frühzeitig richtig zu handeln.
Dauerhaftes Schielen bei Babys und Kleinkindern
Wenn ein Baby dauerhaft schielt, kann das auf strukturelle Auffälligkeiten im Auge oder andere medizinische Ursachen hinweisen. Vor allem wenn das Schielen nach dem 6. Lebensmonat weiterhin auftritt oder sich verstärkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Empfehlenswert ist eine Untersuchung durch eine Augenarztpraxis mit orthoptischer Einrichtung (Sehschule). Dort arbeitet eine ausgebildete Orthoptistin oder ein ausgebildeter Orthoptist, die oder der auf die Diagnostik und Therapie von Schielerkrankungen bei Kindern spezialisiert ist. Eine frühzeitige Diagnose erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung – etwa mit einer Brille oder Okklusionstherapie (Abkleben eines Auges) – und sorgt für eine gesunde Sehentwicklung.
Schielen erkennen: 4 Tipps für besorgte Eltern
Die Beobachtung von Schielen bei Ihrem Kind kann zu Hause der erste Schritt sein, um Anzeichen zu erkennen und eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen. Hier sind einige Schritte, die Sie unternehmen können:
Achten Sie auf auffällige Augenbewegungen bei Ihrem Kind, insbesondere, wenn es regelmäßig in verschiedene Richtungen schaut. Notieren Sie, ob das Schielen gelegentlich oder dauerhaft auftritt.
Machen Sie Fotos oder Videos von Ihrem Kind, auf denen das Schielen deutlich zu sehen ist. Dies kann Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin bei der Diagnose helfen.
Eine einfache Methode zur Erkennung von Schielen bei Ihrem Kind ist der Abdecktest (Cover-Test). Decken Sie abwechselnd das eine Auge Ihres Kindes für einige Sekunden ab, lenken Sie die Aufmerksamkeit Ihres Kindes auf einen Punkt (dies kann mit einem Spielzeug oder einem Fixierstab realisiert werden) und beobachten Sie das Verhalten des nicht abgedeckten Auges. Eine auffällige Veränderung der Augenausrichtung nach dem Abdecken des einen Auges kann auf Schielen hinweisen.
Beachten Sie, ob Ihr Kind die unter „Symptome von Schielen bei Babys” genannten Punkte aufweist. Diese können einzeln oder gleichzeitig auftauchen.
Bitte beachten Sie, dass die Beobachtung und Tests zu Hause lediglich vorläufige Hinweise sein könnten. Die endgültige Diagnose und Behandlung sollten von einem Augenarzt oder einer Orthoptistin durchgeführt werden.
Diagnose durch den Arzt
Sprechen Sie zur Diagnose mit Ihrer augenärztlichen Fachkraft. Die individuelle Behandlung hängt von der festgestellten Ursache und dem Ausmaß des Schielens ab. In einigen Fällen können Brillen verschrieben werden, um das Sehvermögen zu korrigieren. Bei anderen Kleinkindern kann eine Okklusionstherapie empfohlen werden, bei der das besser sehende Auge abgedeckt wird, um das schwächere zu stärken.
Pseudoschielen – wenn es nur so aussieht
Bei Neugeborenen kann durch eine breite Nasenwurzel oder einer Hautfalte, die am inneren Augenwinkel liegt und den Lidwinkel mehr oder weniger verdeckt, der Eindruck von Schielen entstehen. Dieses harmlose Pseudoschielen verwächst sich meist von selbst. Im Zweifel hilft eine augenärztliche Abklärung.
Behandlung und Folgen einer Nichtbehandlung
Ob eine Behandlung nötig ist, hängt von Art und Ausmaß des Schielens ab. Wichtig ist, mögliche Folgen einer Nichtbehandlung zu kennen und rechtzeitig gegenzusteuern.
Behandlung von Schielen bei Babys
Die Behandlung richtet sich individuell nach Ursache und Schweregrad. Hier finden Sie bewährte Methoden im Überblick – von Brillen bis hin zur Okklusionstherapie.
Wird das Schielen durch eine Fehlsichtigkeit wie Weitsichtigkeit (Hyperopie) oder Kurzsichtigkeit (Myopie) bedingt, kann eine Brille der erste Schritt zur Hilfestellung sein. Diese wirkt dem Schielen durch Beheben der Ursache entgegen.
Augenübungen trainieren die Augenmuskeln, welche die Augenbewegungen steuern. Diese können ebenfalls bei einer intermittierenden Exotropie unterstützen. Besonders interessante Nahbereichsübungen wie unser Mal- und Beschäftigungsbuch „Mein Piratenabenteuer Junior” können ein Training der Augenmuskulatur einfach und motivierend gestalten und somit die Entwicklung des Sehens fördern.
Die Okklusionstherapie ist eine bewährte Behandlungsmethode bei Schielen und Sehschwächen. Dabei wird das besser sehende Auge zeitweise mit einem Augenpflaster abgedeckt, um das schwächere Auge gezielt zu trainieren. Besonders bei Babys und Kleinkindern kann diese Therapie wirksam in die Sehentwicklung eingreifen und die visuelle Koordination fördern. Mit speziell angepassten Pflastergrößen lässt sich die Anwendung auch bei den Kleinsten gut umsetzen. Eine regelmäßige Begleitung durch einen Augenarzt, Augenärztin, Orthoptistin oder Orthoptist ist dabei entscheidend für den Therapieerfolg.
In manchen Fällen kann auch eine Operation notwendig sein, um die Fehlstellung durch eine Umlagerung der Augenmuskulatur entgegenzuwirken. Dies ist allerdings die Behandlung, welche nur bei großem Schielwinkel oder nicht helfenden konservativen Methoden zum Einsatz kommt. Eine Operation wird meist im Kleinkind-Alter empfohlen. Eine Schiel-Operation wird häufig als letztes Mittel angesehen – allerdings gibt es auch Fälle, in denen eine Operation die einzig wirksame Maßnahme darstellt. Besonders bei plötzlich auftretendem Schielen im Kleinkindalter kann eine rasche operative Behandlung notwendig sein, um das Stereosehen zu erhalten.
Folgen einer Nichtbehandlung
Wird ein Schielen bei Babys oder Kleinkindern nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann das gravierende Auswirkungen auf die Sehentwicklung haben. Eine der häufigsten Komplikationen ist die sogenannte Amblyopie – eine dauerhafte Sehschwäche auf einem Auge, die entsteht, wenn das Gehirn die fehlerhaften Seheindrücke „ignoriert“.
Auch das räumliche Sehen wird beeinträchtigt werden, wenn die Augen dauerhaft nicht synchron arbeiten. In der Folge kann dies die visuelle Wahrnehmung, die motorische Entwicklung und sogar die schulischen Leistungen des Kindes negativ beeinflussen.
Selbst leichtes Schielen sollte daher ernst genommen und regelmäßig beobachtet werden. Nur durch eine frühzeitige Diagnose und passende Behandlung lässt sich das Sehvermögen optimal fördern und langfristige Einschränkungen vermeiden.
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