Nina erzählt: Was bedeutet Mobbing für mich?

Nina, 22 Jahre alt und selbst von Epidermolysis bullosa (EB) betroffen. Sie möchte ihre Geschichten erzählen um andere Betroffene stark zu machen und die Menschen über die Erkrankung aufzuklären.
Was bedeutet Mobbing für mich? Mobbing und Ausgrenzung begleitet mich schon unglaublich lange. Meine erstes Mobbing bzw. Ausgrenzung, hab ich schon im Kindergarten erfahren. Am schlimmsten waren die Jahre von der 5ten Klasse bis einschließlich der 9ten. Diese Ausgrenzung und das Mobbing habe ich sowohl von meinen Mitschülern als auch durch Lehrer und Direktoren erfahren.
Gefühlswelt
An die meisten Situation kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Mein Gehirn hat über die Jahre gelernt zu verdrängen. Es nicht an sich ran zu lassen. Die Vergangenheit hinter sich zu lassen. In eine Kiste zu stecken und die Erinnerungen nie wieder raus zu holen. Einfach in die hinterste Ecke zu verbannen.
Was bleibt, ist vor allem das Gefühl von damals und wie diese Zeit mein Verhalten geprägt hat. Minderwertigkeitsgefühle. Ich bin nicht genug. Ich bin ekelhaft, zu dünn, zu klein, ansteckend, nicht würdig gemocht zu werden, nicht würdig Hilfe von Lehrern oder Direktoren zu bekommen. Ich bin anders und passen nicht in diese Gesellschaft. Immer wieder die Frage, wieso ich? Was habe ich falsch gemacht? Es muss ein Grund geben, wieso mich die gesamte Klasse ausschließt und mobbt. Ein Grund geben, wieso kein Erwachsener für nötig befindet einzugreifen. Vielleicht bin ich einfach selbst der Grund und nichts wert.
Zusätzlich habe ich mit 11 Jahren Depressionen entwickelt, die mich bis heute begleiten im Alltag. Während der Schulzeit war ich auch einige Jahre in Therapie.
Mobbing ist keine Momentaufnahme – Wunden bleiben
Inzwischen bin ich seit 4 Jahren aus der Schule raus und heilfroh darüber. Ich habe gelernt, dass ich, so wie ich bin, genau richtig bin. Dass ich stolz auf mich sein kann, wie ich alles meistere, trotz EB, Depressionen, meiner Vergangenheit und der Gesellschaft, die es mir nie leicht machen wird. Bin durch die Interviews vom WDR etwas aus mir raus gekommen. Meine hohen Mauern ein klein wenig abgebaut und offener geworden. Dennoch habe ich noch viel Arbeit vor mir. Ich brauch ewig um vertrauen zu könne, komme immer noch sehr schüchtern rüber. Vor allem mit Gleichaltrigen tue ich mir sehr schwer. Meine Depressionen engen mich phasenweise immer noch recht ein. Es gibt nur 2-3 Freunde, die mich wirklich kennen. Die meisten Menschen kennen nur kleine Facetten von mir, die ich bereit bin zu zeigen.
Für Mobbingopfer hört es nicht einfach auf, wenn das Mobbing aufhört. Es begleitet einen in einer bestimmten Weise sein ganzes Leben. Es ist wichtig über sein Handeln gegenüber anderen nachzudenken, wie genau es sich auswirken könnte und welchen Schaden es anrichten kann.